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Der Papyrus des Cäsar - Band XXXVI

Egmont Ehapa Media Verlag

Durchschnittliche Bewertung:
gut (3.2)
Anzahl der Bewertungen: 986

Erstauflage des Buches "Le Papyrus de César" bei Hachette als Band 36 der Reihe. Gleichzeitig erscheint dieser Band europaweit mit 4 Millionen Exemplaren am 22. Oktober 2015, davon in Deutschland mit Übersetzung aus dem Französischen von Klaus Jöken in einer Erstauflage von 1,5 Millionen Ausgaben.

Das zweite Album des Zeichners Didier Conrad und dem Autoren Jean-Yves Ferri handelt von den Schriften des Julius Cäsar über den gallischen Krieg, "De bello gallico". Die Geschichte spielt mit dem Themen Wahrheit und Lüge der Informationen in den Beschreibungen des römischen Kaisers über Gallien, schließlich behauptet Cäsar, dass ganz Gallien durch römische Truppen besetzt sei, während die Asterix-Leser die wirkliche Wahrheit kennen.

Diese Wirklichkeit wird in der vorliegenden Geschichte strapaziert und von sowohl der römischen Seite durch den Agitator Syndikatus (in Frankreich: Bonus Promoplus) vertreten als auch auf der gallischen Seite durch den Gallier Polemix, dessen Figur eine Karikatur von Wikileaks-Gründers Julian Assange ist. Wahrlich ein guter Plot für eine Intrige und die Aufdeckung derselben. Der Römer Syndikatus ist von Jacques Séguéla inspiriert, einem französischen Publizisten und Gründer der Agentur Euro RSCG (jetzt Havas Advertising), einer in einschlägigen Kreisen sehr bekannten Marketing- und Werbeagentur, die als so genannte "Spin Doctors" die Geschicke berühmter französischer Politiker begleitete.

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Comedix' Meinung

Nach nur 2 Jahren haben die beiden Asterix-Autoren Didier Conrad (Zeichnungen) und Jean-Yves Ferri (Text) mit ihrem zweiten Asterix-Album "Der Papyrus des Cäsar" ihr nächstes Werk vorgelegt. Dieser Zeitraum scheint in der kurzlebigen Welt des Internets und der weltweiten sekundenschnellen Kommunikation eine halbe Ewigkeit zu sein, wenn man aber bedenkt, dass zuvor 4 oder auch mal 5 Jahre auf ein neues Abenteuer gewartet werden musste, dann ist das schon vergleichsweise modern.

Ebenso modern sind auch die Themen Information und Kommunikation, die sich wie ein roter Faden durch die 48 Seiten schlängeln: In der Geschichte soll Cäsar in seinen bekannten Schriften über den gallischen Krieg "De bello Gallico" auf den Rat seines Beraters Syndicus die wichtige Passage über den Widerstand des uns bekannten gallischen Dorfes nicht erwähnen, um den Mythos über die Eroberung ganz Galliens nicht zu gefährden um Geld für weitere Feldzüge bewilligt zu bekommen.

Dieses Ansinnen zu untergraben ist der unbändige Wille des Kolporteurs Polemix. Diese Figur, die passender Weise von Wikileaks-Gründer Julian Assange inspiriert wurde und auch äußerlich gewisse Ähnlichkeiten nicht zufällig sind, will mit der Veröffentlichung der Teile über das gallische Dorf "das römische Reich in seinen Grundfesten erschüttern" - beweise es doch, dass der große Feldherr lüge!

Naturgemäß freue ich mich über ein neues Asterix-Abenteuer erst einmal vorurteilsfrei. Im Hinterkopf die Plots von 35 zuvor erschienenen Abenteuern, lese ich einen neuen Asterix-Band mehrmals:

Phase 1: Der erste Eindruck

Durchaus gelungen. Man merkt den Autoren an, dass sie den heiligen Respekt etwas ablegen und trotz der sicher strengen Augen des in die Jahre gekommenen Meisters Albert Uderzo ihren eigenen Weg finden. Das ist sowohl an den Zeichnungen festzustellen als auch am Plot der Geschichte. Da werden beispielsweise neue Figuren deutlich besser charakterisiert, als es noch beim Vorgänger "Asterix bei den Pikten" der Fall war. Altbewährte Charaktere erhalten neue Facetten. Der Zeichenstil wird moderner und die Dichte der Ereignisse auf den 48 Seiten enger und abwechslungsreicher. Dies wird sicherlich auch dadurch unterstützt, dass das neue Abenteuer im gallischen Dorf spielt und keine langwierige Reise unternommen werden muss. Das Fazit nach dem ersten Durchlesen bleibt gut.

Phase 2: Der zweite Blick für das Detail

Etwas später nehme ich mir den Band wieder zur Hand und schaue etwas genauer auf die Texte, den Ablauf der Geschichte und den Aufbau der Spannung bis hin zum Finale mit dem obligatorischen Festbankett. Gut, der Konflikt zwischen Gutemine und Majestix wirkt auf mich etwas aufgetragen und die Auflösung der Geschichte mit Majestix, der dann wieder von allen gefeiert wird, einem Asterix, der das Ende der Geschichte für meinen Geschmack etwas zu forsch herbeiführt und einem für mich bislang unverständlichen Prozedere eines "Notprotokolls", haben mich etwas gestört, aber insgesamt gibt es keine Brüche, Längen oder störende Faktoren, die mich wesentlich vom Fluss der Geschichte abgelenkt haben.

Phase 3: Der Expertenblick

Wo sind die Anspielungen und wie fügen sie sich in die Asterix-Atmosphäre ein? Wie sind die Pointen vom Übersetzer Klaus Jöken gerettet oder neu geschaffen worden? Wie wird der rote Faden im Detail gesponnen? Und welche Sprachspiele entwickeln erst nach mehrmaligem Lesen ihren Witz?

Hier habe ich vieles gefunden, das ein Leser im Asterix-Forum zurecht als Asterix' "drittes Leben" bezeichnet hat. Nach der Hochzeit, die mit dem Tod von René Goscinny 1977 ein abruptes Ende gefunden hatte, dann anschließend den von Albert Uderzo alleine produzierten Abenteuern, die eher durchwachsen waren, ist Asterix mit dem Neubeginn der beiden neuen Autoren seit 2013 wieder auf dem Wege der Besserung.

Jetzt, zwei Jahre später, knüpft "Der Papyrus des Cäsar" aus einem spannenden und aktuellen Thema, wunderbaren Anspielungen auf die moderne Kommunikation - da übermittelt ein Druide, umringt von blauen Vögelchen, eine Nachricht mit einer Flöte ("Twieet! Twitt!") - und der allseits bekannten Zutaten (Asterix: "Verstehst du, Obelix?" - Obelix: "Nein.") eine frische und enggewobene Geschichte, die unter anderem für den Themenbereich "Sprachspiele und Assoziationen" im Asterix-Archiv eine schöne Bereicherung sein wird.

Zudem ist nicht verwunderlich, dass das Thema der freien Informationen diesmal auch durch die Bank von den Kritikern der ansonsten auf Comics im Allgemeinen und Asterix im Besonderen bezogenen kritischen Presse der vergangenen Jahre wie beispielsweise dem SPIEGEL, der WELT oder dem Handelsblatt (Links zu den Artikel am Ende dieser Rezension) entsprechend gefeiert wird. Da werden Texte als "saukomisch" (Handelsblatt) bezeichnet, von "frischen Dialogen" und "hochaktuellen Anspielungen zu Medienkritik, Technologie und Überwachung" geschwärmt (SPIEGEL) und die Geschichte als "sogar witzig" betitelt (WELT).

SPIEGEL: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/asterix-der-papyrus-des-caesar-starker-comic-zu-wikileaks-twitter-verlagswesen-a-1059017.html
WELT: http://www.welt.de/kultur/article147895328/Das-ist-der-unterhaltsamste-Asterix-seit-langem.html
Handelsblatt: http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-aller-welt/wikileaks-im-comic-neuer-asterix-macht-assange-unsterblich/12483330.html

Der Papyrus des Cäsar