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Zu den Kurzgeschichten kann man hauptsächlich die Comics zählen, die mit "Asterix plaudert aus der Schule", ab der dritten Auflage der 32. Band der Asterix-Serie - inlusive der 15. Geschichte, in einer gesammelten Ausgabe erschienen sind. Sie sind teilweise schon zuvor u.a. in der Horizont-Sonderedition im braunem Einband und der Gesamtausgabe im blauen Einband veröffentlicht worden.
Der gallische Frühling
Mit Zauberkraft präsentiert sich das Frühjahr im Jahr 1966. Gallische Euphorie ist angesagt und man erfreut sich an der zweiseitigen Kurzgeschichte "Le Printemps Gaulois" (Gallischer Frühling), die Albert Uderzo für die Frühlingsausgabe Nummer 334 von Pilote vom 17. März 1966 und damit kurz vor Erscheinen von "Asterix und die Normannen" zu Papier bringt.
Da René Goscinny zu dieser Zeit stark eingespannt war, bat er Albert Uderzo, eine eigene kleine Handlung zu entwickeln. Uderzo entwarf daraufhin ein kompaktes Szenario und zeigte es seinem Kollegen, bevor er mit der zeichnerischen Umsetzung begann. Die Darstellung des Frühlings gefiel Goscinny so gut, dass Uderzo die vollständige Ausarbeitung – einschließlich des Titelmotivs – übernehmen konnte. Seine Inspirationen zog er aus Erinnerungen an seine Jugendzeit, in der er häufig durch Pariser Viertel schlenderte und die Atmosphäre der Märkte auf sich wirken ließ. Lediglich der abschließende humorvolle Auftritt von Obelix wurde von Goscinny ergänzt, wodurch die Szene ihren finalen Akzent erhielt.
Gallischer Schulanfang

aus: Kurzgeschichte "Schulanfang"
Die beiden Kreativen ergänzten sich hervorragend: Der Autor verstand es, seine Szenarien so aufzubauen, dass sie zum Stil des jeweiligen Zeichners passten. Während manche Künstler wenig Freude an Wortspielen hatten, liebten andere sie in großer Zahl – Goscinny war flexibel genug, dies in seinen Entwürfen zu berücksichtigen. Die enge Zusammenarbeit der beiden galt als außergewöhnlich harmonisch. Sie kannten und schätzten die Stärken des jeweils anderen und arbeiteten mit großem Vertrauen zusammen. Das gezeigte Titelmotiv entstand im Rahmen dieser Kooperation für eine frühe Ausgabe der Zeitschrift.
Um die Wartezeit auf den nächsten Band zu versüßen, liefern Goscinny und Uderzo also in der Pilote-Ausgabe 363 vom 6. Oktober 1966, einer Sondernummer zum Schulbeginn nach den Sommerferien, die kurze Episode "Rentrée Gauloise" (Gallischer Schulanfang). Die Story thematisiert in ihrer Pointe die erfolgreiche Verteidigung von Gergovia durch die Gallier unter der Führung von Vercingetorix. Obelix, der das genaue Datum der Schlacht und damit ein glorifiziertes Sinnbild für den gallischen Widerstand nicht verinnerlicht hat, wird ob dieser Bildungslücke vom Druiden und Lehrmeister zum Nachsitzen verdonnert.
Neujahr unterm Mistelzweig

aus: Kurzgeschichte "Unter dem Mistelzweig"
Nach "Asterix als Legionär" amüsierten sich die Autoren ein weiteres Mal über die heimliche Liebe von Obelix zu Falbala. In der neuen Szene nutzt er eine günstige Gelegenheit, fasst sich ein Herz – und manövriert sich dabei prompt in eine äußerst heikle Lage. Die Mischung aus feinem Humor und einer besonders ausdrucksstarken Illustration verleiht der kleinen Episode ihre besondere Wirkung und zeigt erneut die harmonische Zusammenarbeit der beiden Autoren.
In der Ausgabe 34 der Zeitschrift "Comixene" wird diese Geschichte mit "Silvesterbrauch" betitelt, während sie in der Horizont-Ausgabe und der Gesamtausgabe "Unter dem Mistelzweig" heißt.
Das Maskottchen
Wegen des großen Erfolges der Asterix-Serie fasst der Dargaud-Verlag im Juni 1968 den Entschluss, neben der Pilote-Reihe ein Taschenbuch am französischen Markt zu etablieren. Für die Erstausgabe verfassen die Asterix-Autoren die zehnseitige Kurzgeschichte "La mascotte" (Das Maskottchen), mit Idefix als Hauptdarsteller, im "Super Pocket Pilote" im Format 13 x 18 cm, das nach bereits neun Ausgaben im Oktober 1970 wieder eingestellt wird. Als weitere Episoden erscheinen nochmals die Kurzgeschichten "Gallischer Frühling" (Nr. 3), "Gallischer Schulanfang" (Nr. 4) und "Unter dem Mistelzweig" (Nr. 6) als Nachdrucke aus Pilote.
Ursprünglich wurde die Geschichte für eine kompakte Sonderausgabe geschaffen, die im Auftrag einer französischen Stadtverwaltung entstand. Da der Ortsname eine interessante Verbindung zum Asterix-Universum herstellte, bot es sich an, die bekannten Figuren für eine kleine Erzählung heranzuziehen. Erst für die Kurzgeschichten-Ausgabe Asterix plaudert aus der Schule erschien sie erstmals im üblichen Seitenformat.
Die Handlung greift verschiedene Motive früherer Abenteuer auf und rückt den kleinen Hund Idefix in den Mittelpunkt, der erstmals in „Tour de France“ auftauchte. In der neuen Episode gerät er in eine missliche Lage, was im Dorf großes Aufsehen erregt – schließlich hat er sich längst zu einem Liebling der Gemeinschaft entwickelt. Seine Empfindsamkeit gegenüber der Natur sorgt seit jeher dafür, dass Obelix mit dem Ausreißen von Bäumen wesentlich vorsichtiger geworden ist. Die Geschichte kombiniert humorvolle Szenen mit einem charmanten Blick auf die Rolle des kleinen Vierbeiners, der weit mehr bewirkt, als man auf den ersten Blick erwartet.
Mini, Midi, Maxi
Noch ehe die Geschichte "Die Lorbeeren des Cäsar" in Pilote startet, trat die Frauenzeitschrift "Elle" mit der Idee an die Autoren heran, eine Ausgabe zu gestalten, in der die Frauen des gallischen Dorfes im Mittelpunkt stehen sollten. Obwohl die Geschichten oft eine männlich geprägte Dorfwelt zeigen, hatten die Schöpfer schon lange verschiedene weibliche Figuren eingebaut, die wichtige Funktionen übernehmen – von der Frau des Dorfoberhaupts bis hin zu eleganten Dorfbewohnerinnen und bekannten Persönlichkeiten wie Falbala oder Kleopatra.
Für die Elle-Ausgabe Nummer 1337 vom 2. August 1971 gestalten Goscinny und Uderzo einen zweiseitigen Comic, dessen Titel eine Anspielung auf ein beliebtes Modethema der späten sechziger und frühen siebziger Jahre birgt - die Länge der Röcke: "Mini, Midi, Maxi". Diese Darstellungen zeigen deutlich, dass Frauen in den Geschichten keineswegs an den Rand gedrängt sind. Vielmehr tragen sie regelmäßig humorvolle, kluge oder gesellschaftlich prägende Momente zur Handlung bei.
Gleichzeitig nehmen auch die Männer regelmäßig satirisch überspitzte Rollen ein, sodass beide Geschlechter gleichermaßen Ziel des liebevollen Spotts der Autoren werden. Ein Blick auf die Auftritte des Anführers, des Fischhändlers oder des Schmieds genügt, um dies zu erkennen.
Latinomanie
Ein Bonmot in Sachen Sprachentwicklung ist der vom März 1973 signierte, einseitige Comic "Et cetera" (Latinomanie), in dessen Textvorspann der zunehmende Gebrauch von Fremdwörtern, insbesondere von Anglizismen in der französischen Sprache thematisiert wird. Diese sprachpolitische Diskussion inspirierte René Goscinny dazu, ein satirisches Szenario zu entwickeln, das diese Thematik in die Welt der Gallier verlegte. Zusammen mit Albert Uderzo entstand eine Zeichnung, in der die Bewohner des Dorfes humorvoll mit einer Flut fremdsprachiger Ausdrücke konfrontiert werden – ein spielerischer Kommentar auf die damaligen Entwicklungen.
Das Blatt wurde später unter dem Namen "Latinomanie" bekannt und gehört zu den besonders beliebten Arbeiten jener Zeit. Wie andere historische Materialien wurde es später überarbeitet und farblich neu gestaltet, damit es in modernisierter Form erneut erscheinen konnte.
Im Jahre 50 v. Chr.

Olympiabewerbung
Mit amerikanischen Verlegern wurde man sich einig, dass ab Mai 1977 diese Kurzgeschichte in den Ausgaben des "National Geographic" erscheinen sollte. Anlass dazu war eine große Serie über die Gallier. Der Erfolg blieb dennoch aus – vor allem, weil die US-Publikationen die Zeichnungen erheblich verkleinern mussten, was die Lesbarkeit der Sprechblasen stark beeinträchtigte. Da die Urheber ihre Originalseiten nicht verändern wollten, wurde das Projekt bereits nach diesem ersten Versuch beendet. Bis heute konnte Asterix in Amerika die europäischen Erfolge nicht kopieren.
Olympiade in Lutetia
Mitte der achtziger Jahre wird Asterix von der Pariser Stadtverwaltung um Mithilfe und Unterstützung beim Projekt der Olympia-Kandidatur gebeten, um Paris zum Austragungsort der Olympischen Spiele im Jahr 1992 zu machen. Da Asterix als Symbolfigur französischer Kultur eine große Bekanntheit besaß, wandte sich das Team der Bewerbung an Albert Uderzo mit der Bitte, ein Motiv zu entwerfen, das die Pariser Bevölkerung für das Projekt begeistern sollte. Neben einem offiziellen Plakat war auch eine kurze Comicgeschichte vorgesehen.
Uderzo setzte die Idee mit großer Begeisterung um: Die Geschichte "Lutèce olympique" (Olympiade in Lutetia) wurde ab 25. Oktober 1986 in der Ausgabe 1660 der Zeitschrift "Jours de France" veröffentlicht. In Deutschland geschah die Erstveröffentlichung im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Kurzgeschichtenbandes "Asterix plaudert aus der Schule" im Oktober 2003.
Obwohl Paris den Zuschlag letztlich nicht erhielt, blieb die Aktion dennoch im Gedächtnis – unter anderem, weil das ursprüngliche Plakat seither verschollen ist. Unvergessen ist zudem die humorvolle Darstellung des Eiffelturms, der in der Zeichnung eine überraschende und symbolträchtige Form annimmt, sowie die Ergänzung eines weiteren Motivs zu den bereits bekannten Figurenbildern.
35 Jahre vor Julius Cäsar
Zum 35-jährigen Bestehen der bekannten Gallier-Figuren entstand die Idee, ein besonderes Jubiläumsheft zu gestalten. Im Mai 1994 erscheint die Kurzgeschichte "En 35 avant Jules César" (35 Jahre vor Julius Cäsar). Hier hebt sich auf vier Seiten über ein bislang ungeklärtes Phänomen der Vorhang: die Geburt von Asterix und Obelix. Hier erleben die Leser zum ersten Mal die Eltern von Asterix und Obelix, Praline und Astronomix sowie Popeline und Obelodalix, die später mit dem Erscheinen von "Asterix und Latraviata" eine gewichtige Rolle spielen werden.
Die Ausgabe sollte im Stil einer alten Publikation aus den 1960er-Jahren wirken und den Ursprüngen der Figuren gewidmet sein. Für dieses Vorhaben holte man zahlreiche Künstler und Schriftsteller aus verschiedenen Ländern zusammen, die ihre Wertschätzung für die Helden der Serie beisteuern wollten. Zudem sollten bisher unbekannte Inhalte rund um die Figuren enthalten sein.
Während einer Reise nach Skandinavien im Jahr 1994 entwickelte Albert Uderzo erste Vorschläge, wie das Jubiläum kreativ ausgestaltet werden könnte. Besonders reizvoll war für ihn der Gedanke, Hintergrundgeschichten rund um die frühen Jahre der beiden Gallier offenzulegen – einschließlich humorvoller Details über ihre Familienverhältnisse und deren skurrile Mitglieder.
Die Antiquitätenhändler

Kokolorix
Kokolorix
Zum Erscheinen des Kurzgeschichten-Sonderbandes "Asterix plaudert aus der Schule" im August 2003 in Frankreich (in Deutschland wurde der Band im Oktober nachgelegt) kreierte Albert Uderzo eine Geschichte zu Ehren des "Federviehs", für das Albert schon immer ein besonderes Faible hatte: "Chanteclairix – Le Coq Gaulois" (Kokolorix - der gallische Hahn, Bild rechts). Im Mittelpunkt steht der Hahn des Dorfes – ein Tier, das der Zeichner schon immer mit viel Sympathie versehen hat. Auch in vielen früheren Werken tauchen Hühner und Hähne an unterschiedlichen Stellen auf, meist unauffällig, aber stets mit liebevollen Details versehen.
Der Impuls zu dieser kleinen Serie entstand aus einem älteren Konzept für einen geplanten Animationsfilm, in dem der bekannte Hund Idefix als Hauptfigur auftreten sollte. Dieses Projekt war über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten. Erst viele Jahre später stieß der Künstler zufällig wieder darauf und fühlte sich dazu inspiriert, das Tierleben des Dorfes erneut in den Mittelpunkt zu rücken.
Ganz nebenbei spielt auch ein geheimnisvoller Wald in der Nähe eine Rolle, dem man nachsagt, er könne merkwürdige Kräfte verleihen – aber darüber sollte man besser nicht allzu laut sprechen, vor allem nicht in Obelix’ Gegenwart. Kokolorix, der gallische Hahn, in seiner ersten, wohlverdienten Hauptrolle wird von Idefix hilfreich bei seinem Kampf gegen einen Adler unterstützt. Der Gedanke, Geschichten mit Idefix in der Hauptrolle zu kreieren, fanden schließlich 2021 in der animierten Serie Idefix und die Unbeugsamen ihre Fortsetzung.
ABC-Schütze Obelix
Im Jahr 2004 wollten die Schöpfer von Asterix etwas Besonderes zum 45-jährigen Jubiläum der Figur beitragen. Zwei vollkommen unterschiedliche Ideen standen im Raum: eine humorvolle Aktion mit Hinkelsteinen oder – wesentlich praktischer – ein Sonderheft, das sich ausschließlich mit den gallischen Helden befasst. Schließlich entschied man sich für die zweite Variante und arbeitete gemeinsam mit dem Literaturmagazin Lire an einer speziellen Ausgabe.
Da in einem solchen Heft ein exklusiver Beitrag nicht fehlen durfte, entwickelte Albert Uderzo eine kleine Episode, in der Obelix seine ersten Leseversuche unternimmt. Mit viel Witz wird gezeigt, wie der kräftige Gallier auf seine eigene Weise mit Buchstaben und Wörtern ringt. Diese Sonderausgabe widmete sich verschiedenen Facetten der Asterix-Welt und bot zugleich Raum für neue kreative Inhalte. Leserinnen und Leser sollten Freude daran haben, Obelix beim Lösen eines kleinen Rätsels zu begleiten – und ganz nebenbei einen Einblick in Uderzos Liebe zum Erzählen und Zeichnen gewinnen.
Ab der dritten Auflage des Kurzgeschichtenbandes erscheint die 15. Geschichte "Lire avec Obélix" (ABC-Schütze Obelix) nach der Veröffentlichung in der Gesamtausgabe nun auch im 32. Asterixband der Serie.
12 Prüfungen für Asterix
Nicht im Kurzgeschichten-Sammelband enthalten ist die Geschichte "Les 12 Travaux d'Asterix" (12 Prüfungen für Asterix) aus dem Jahre 1979. Mit 27 Seiten nicht gerade ein klassiches Format für Kurzgeschichten wird darin die Story des Films "Asterix erobert Rom" im gewohnten Comicformat nacherzählt, im Gegensatz zum Filmbuch. Diese Geschichte ist im Comic-Magazin Comixene in den Ausgaben 24 bis 29 erschienen. Zeitweise tauchen auch deutschsprachige und kolorierte Exemplare auf, die sogar gebunden sein können. Diese Ausgaben sind dann jedoch aus privater Herstellung.
Wer hat Angst vor den Deutschen
Keine Kurzgeschichte im üblichen Sinn, jedoch eine speziell für den STERN (Ausgabe 2/1977) gezeichnete zweiseitige Sequenz über das Verhältnis der Deutschen und Franzosen ist der Artikel "Wer hat Angst vor den Deutschen". Diesen Comic finden Sie in einem Artikel zum STERN im Bereich Sekundärliteratur in der Comedix-BIBLIOTHEK. Eine weitere Veröffentlichung erfuhr diese Geschichte in der Ausgabe 17 des Magazins Comixene vom Februar 1978, allerdings ohne den Begleittext aus dem STERN.
Die Kehrseite der Medaille
Eine kurze Sequenz, die im Sonderband "Uderzo: der Weg zu Asterix" abgedruckt ist und dort mit "Die Kehrseite der Medaille" untertitelt ist, sollte nicht ohne Erwähnung bleiben. In dieser sechs Bilder kurzen Folge erfährt Asterix nach einem Radio-Interview die Mühen, die mit dessen Bearbeitung verbunden sind und resümiert anschließend: "Die spinnen, die Radiofritzen!".
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