Hallo Markus,
idemix hat geschrieben:Wie begründet André Stoll diese These? Abgesehen von den "mütterlichen Rundungen" und der Tatsache, dass der Sohnemann offenbar von Obelix begeistert ist, sehe ich da wenig zusammenhänge.
ich auch nicht, aber Herr Stoll wohl. Ich zitiere die Stelle (die übrigens auch der BGH in seinem "Asterix-Persiflagen"-Urteil aufgegriffen hat) mal. Sie fidet sich auf S. 39-40. Das muß man selbst lesen, um es zu glauben:
André Stoll hat geschrieben:In dem komplementären, ungleichen Paar [Asterix und Obelix] ist die alte mythische Dichotomie Intelligenz/Instinkt und deren Gleichsetzung mit den Kategorien männlich/weiblich in der traditionellen Weise aktualisiert worden. Wirkt der eine aufgrund seiner Intelligenz und Verwegenheit und trotz seiner Asexualität (als Un-Person) »viril«, so verkörpert der andere, der der oralen Lust frönt [Obelix beim Wildschweinessen], das mit Sinnlichkeit und Instinktgetriebensein meist despektierlich gleichgesetzte »Weibliche«, also das Anti-Heroische an sich: Obélix ist anlehnungsbedürftig (an den aggressiven »Mann«), schüchtern und zärtlich (zu seinem Hund Idéfix, der die Stelle eines Kindes einnimmt), tolpatschig, ja selbst sein Aussehen, seine Rundungen sowie die roten Zöpfe, die einen lustigen Kontrast zu seinem Schnauzbart bilden, evozieren das karikaturale Bild einer behäbigen Vettel.
Erklärt diese rollenspizifische Komplemetarität des männerbündischen Heldenpaares die außergewöhnlichen Identifikationsmöglichkeiten der männlichen und weiblichen Comic-Leser, denen meist dieselbe Dichotomie während ihrer Sozialisationszeit als quasi natürlich vermittelt wurde, so erfüllt Obélix zugleich eine historische Symbolfunktion, die derjenigen seines Pendants entsprechend zugeordnet ist.
Asterix, Obelix und Idefix als Vater, Mutter und Kind. Nette Idee, aber letztlich stimme ich dem nicht zu.
Auich sonst kann man schon an der "Intelligenz" von Asterix angesichts des
Kupferkessels und seines dort bewiesenen "Geschicks" beim Wildschweinverkauf oder der Planung eines Banküberfalls zweifeln. Er ist wohl eher clever, denn wirklich intelligent. Auch Obelix' Zöpfe deuten wohl keine Weiblichkeit an, hatte er die doch schon, bevor sein Charakter entsprechend ausgeprägt war und lange bevor Idefix zur Runde hinzustieß, er also seine Zärtlichkeit unter Beweis stellen konnte.
Allerdings ist anzumerken, daß André Stoll's Werk aus 1974 stammt. Er kannte die Bände nur bis
Geschenk, als er das Buch verfaßte.
Gruß
Erik
Anmerkung in eigener Sache: Dies ist mein MM. Beitrag.